20-Jahre-Regel: Globians Doc Fest 2005, die Filme neu betrachtet

20-Jahre-Regel: Globians Doc Fest 2005, die Filme neu betrachtet
Eröffnungsfilm des Globians Doc Fest 2005 in Potsdam: Homecoming (2005), Regie: Vivan Wong, Standbild aus dem Film.

Die Jahre unmittelbar nach der Jahrtausendwende waren von einer feinen, sensiblen, offenen Wahrnehmungsqualität geprägt, die sich ab 2011 langsam abbaute, bevor insbesondere durch die Jahre 2015 und 2020 eine brutale, neue Zeitqualität diesen Offenheits- und Sensibilitätsgrad einfach auswischte.

Mein Zeitausdruck war damals, an meinem Wohnort ein Dokumentarfilm-Festival als Kurator und Administrator zu versuchen, welches die damalige, die damals gegenwärtige Zeitqualität zum Ausdruck bringen kann. Das von mir Globians Doc Fest betitelte Dokumentarfilm-Festivalprojekt fand dann im Sommer 2005 im Kultur- und Ausstellungszentrum Altes Rathaus Potsdam seinen initialen Festivallauf. Vom 11. bis 14. August 2005 konnte ich an vier Festivaltagen 41 Filmbeiträge vorstellen. Arbeitssprache des Festivals war Englisch.

In der Lokalzeitung MAZ hieß es in der Ausgabe vom 27. Mai 2005 als Vorankündigung unter der Überschrift"Planetarischer Lebensstil":

"Geplant ist ein Programm mit Filmen "über Unterschiede und Bedingnisse von lokalen, traditionellen Kulturen, Unterschiede in den Lebensbedingungen von Menschen, Stämmen und Volksgruppen."

Das Globians Doc Fest als Festivalprojekt lief bis 2013; dann war eine Veränderung der Zeitqualität auch in den Festival-Einreichungen deutlich spürbar. Das Dokfestival expandierte während seiner aktiven Zeit auch nach Berlin, Stuttgart, Lübeck/Schönberg und die Harzregion. Sogar ein Abstecher nach Island war drin.

Die 20-Jahre-Regel besagt, dass erst nach einer Zeitdauer von 20 Jahren eingeschätzt werden kann, ob kulturelle Artefakte – wie zum Bespiel Dokumentar-, Essay- oder Spielfilme oder auch aktuelle Musikerzeugnisse, Theaterstücke, Romane, etc. – dauerhaft Bestand haben werden, zumindest für eine Weile. Oder aber, ob die Werke und Gewerke aus vergangener Zeit besser wegen Irrelevanz der Vergessenheit anheim fallen sollen oder schon sind. Das sollte sich auch begründen lassen.

Insofern wird es hier, unter dieser Rubrik, in den nächsten Monaten eine Beschäftigung mit den von mir damals ausgesuchten und kuratorisch damals zusammengestellten Filmwerken geben. Meine damaligen Reflexionen gingen in die Filmauswahl ein. – Da war dann damals für mich als Indy-Festivalmacher keine Kapazität mehr frei, darüber auch textlich zu reflektieren. Das hole ich jetzt nach. Es Wiederbegegnung nach 20 Jahren auch mit den Filmemachern, die das Festival damals auf eigene Kosten besucht haben

"Homecoming" war ein Kurzfilm aus 2005 von Vivian Wong, als Einreichung aus den USA. Ein poetisches Kurz-Essay über die Familie von Vivian, die als chinesische Familie aus Malaysien in die USA migrierte. Der Film stellt in den zehn Minuten seiner Laufzeit die Kernfragen nach familiärer Herkunft und disruptiver Migration – als zusammengehöriger Komplex – in den Vordergrund und bearbeitet das Thema lyrisch und mit stimmungsvollen Bildern und Archivaufnahmen. Dieser "zusammengehörende Komplex" ist nun der entscheidende Unterschied zu den Migrationsfragen unserer Gegenwart. So kommentiert die kulturelle Vergangenheit das Künftige, was gerade zufällig unser Gegenwärtiges ist, wenn man es denn als Erkenntnis zulassen will. Globians Doc Fest 2005 und damit das ganze Festivalprojekt startete mit diesem Filmwerk, das man leicht übersehen konnte/kann.

Eröffnungsfilm des Globians Doc Fest 2005 in Potsdam: Homecoming (2005), Regie: Vivan Wong, Standbild aus dem Film.

Links:

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https://vimeo.com/user21811889
Das Video des Films findet sich bei Vimeo nach Login:
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VIVIAN WONG
Biography
I study diasporic groups in the United States, East Asia, and Southeast Asia. I examine how these distributed communities of migrants and their offspring reproduce and transmit their knowledges,…
Vivian L Wong - Profile on Academia.edu
I study Asian diasporas in the United States, East Asia, and Southeast Asia. I examine how these distributed and diverse communities of migrants and their…

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